Coming-out am Arbeitsplatz

Drei Männer in Superheldenkostümen

Wie kompetent eine Person in ihrem Beruf ist, hat recht wenig mit ihrer Sexualität zu tun. Dennoch werden Homo-, Bi-, Intersexuelle und Transgender auch in Österreich immer noch Opfer von Gewalt und Diskriminierung. (Story: Saskia Kraus)

Eigentlich wäre eine Diskriminierung am Arbeitsplatz auf Grund der sexuellen Orientierung in Österreich bereits seit 2004 verboten. Eigentlich. Trotz Gleichbehandlungsgesetz und Antidiskriminierungsmaßnahmen erleben aber dennoch laut Statistiken rund 20 Prozent der homosexuellen Arbeitnehmer*innen eine Erniedrigung am Arbeitsplatz. „Durch eine Bewusstseinsbildung, Role Models, LGBTIQ-freundliche (Lesbian Gay Bisexual Trans Intersex Queer) Unternehmenskulturen, rechtliche Gleichstellung und letztlich auch mit gesetzliche Sanktionsmöglichkeiten der Diskriminierung kann entgegenwirkt werden“, sagt Feri Thierry, Präsident der ‚Austrian Gay Professionals‘, dem österreichischen Netzwerk schwuler Unternehmer und Führungskräfte. Die Sichtbarkeit der eigenen sexuellen Orientierung sieht er als zentralen Schlüssel zu mehr Akzeptanz. Betont aber: „Es ist und bleibt aber eine private Entscheidung jeder und jedes Einzelnen, ob sich outet oder nicht.“ Dass ein/e Arbeitgeber*in nach der Sexualität seiner Arbeitnehmer*innen fragen dürfe, fände Thierry nicht in Ordnung.

Outing am Arbeitsplatz ist für viele Betroffene weitaus schwieriger, als das Coming-out in ihrem privaten Umfeld. Nur rund 41 Prozent der Homo-, Bi- und Transsexuellen outen sich gegenüber ihren Arbeitdkolleg*innen. Einer davor ist Leo, er arbeitet in einem mittelständigen Unternehmen. Für den 26-Jährigen war das Outing kein Problem: „Ich traf auf positives Feedback und Interesse. Den ein oder anderen konnte ich sogar aufklären. Aber ich weiß, dass es leider nicht bei allen Homosexuellen so gut aufgenommen wird wie bei mir.“

Was tun, wenn ich am Arbeitsplatz diskriminiert werde?

Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität findet informell wie formell statt. Beispielsweise durch Beleidigungen, aber auch betriebliche Regelungen. „Wenn einen so etwas wiederfährt fühlt man sich häufig verletzt und beschämt. Jeder reagiert unterschiedlich auf Diskriminierung – es kann einen wütend als auch traurig machen.“, sagt Leo.

Feri Thierry rät dazu, sich in solchen Fällen an unterstützende Stellen wie dem unternehmensinternen Betriebsrat oder an Gleichbehandlungsbeauftragte und Antidiskriminierungsstellen zu wenden. Als Präsident der ‚Austrian Gay Professionals‘ weiß er, dass sich Vorurteile gegenüber homosexuellen Männern häufig auf die Geschlechtsrollenkonformität beziehen. Der „typische“ homosexuelle Mann werde als „unfähiger für Führungsrollen“, „gefühlsbetonter“ und „abhängiger“ im Vergleich zu einem heterosexuellen Mann stereotypisiert. Dabei findet Thierry, dass Homosexuelle ihren heterosexuellen Kolleg*innen etwas voraus hätten: „Sie haben sich mit ihrer eigenen Identität schon intensiv auseinandergesetzt. Und das hilft in der persönlichen Entwicklung.“
Auch Leo ist schon einigen Vorurteilen begegnet: „Wenn ich auf heterosexuelles Kolleg*innen treffe, nehmen die mich unbewusst femininer und sensibler wahr. Das kann ich aus dem Gespräch herausfiltern.“

LGBTIQ-Netzwerke tragen laut Studien nur eingeschränkt zum Geschäftserfolg bei. Netzwerke wie ‚Austrian Gay Professionals‘ oder auch die ‚Queer Business Women‘ setzen sich aber vor allem für mehr Sichtbarkeit für Homo-, Bi-, Intersexuelle und Transgender im öffentlichen Leben, für Gleichstellung und Akzeptanz ein. Innerhalb der Netzwerke können berufliche Kontakte geknüpft werden und man kann sich gegenseitig fachlich, persönlich und wirtschaftlich fördern. Denn auch wenn die rechtliche Gleichstellung in Österreich nun mit der Ehe für alle auf einem besseren Wege ist – Homophobie und alltägliche Diskriminierung ist damit immer noch nicht passé. Das politische Klima ist immer rechtskonservativer geprägt, Rechtspopulismus scheint in der Mitte der westlichen Gesellschaft angekommen. Daher ist es wichtig, auch in Zukunft über Lesben und Schwule im Arbeitsleben zu reden. LGBTI-Diversity trägt zu einem angenehmen und wertschätzenden Arbeitsklima bei, wovon auch heterosexuelle Mitarbeiter*innen profitieren.